Mälzel's Raum [on-time, still life II]


HD-Video, 1080p, 7:20 min, 2007

[Bild: AvW Mälzel's Raum [on-time, still life II], Titelbild]
Die Videoarbeit zeigt ein "bewegtes Stillleben" in fotografischer Auflösung. Sie wird als Loop auf einem wandmontierten Flachbildschirm gezeigt.

Auf einem Tisch im Vordergrund befinden sich eine Schale mit Früchten, eine Öllampe, ein Metronom, eine Vase mit weißer Rose und ein Schachspiel. Im Hintergrund steht ein Stuhl und ein Klavier. Das Bild wird von einer Kamera aufgenommen, die sich langsam um die Stituation herum bewegt. Über die siebeneinhalb minütige Dauer des Videos schlägt das Metronom im Sekundentakt, während die Früchte verwesen und die Rose vertrocknet. Irgendwann macht eine Figur auf dem Schachbrett ohne äußere Einwirkung einen Zug.

In dem Video werden mehrere sich widersprechende Zeitabläufe gleichzeitig dargestellt. Es ist das Ergebnis eines über die Dauer einiger Wochen zyklisch abfotografierten computergesteuerten Aufbaus.

Die Arbeit ist inspiriert von Johann Nepomuk Mälzel, einem Erfinder und Konstrukteur am Anfang des 19. Jh., der sich ausgiebig mit der Täuschung mittels Technologie beschäftigte. Er galt als Erfinder des Metronoms und konstruierte spektakuläre Musikautomaten, für die Komponisten wie Ludwig van Beethoven Stücke schrieben. Nach dem Tod des Konstrukteurs Wolfgang von Kempelen gelangte Mälzel in den Besitz dessen "Schachtürken", einem schachspielenden Automat, den er u.a. gegen Napoleon antreten ließ. Später bereiste er mit seiner "mechanischen Ausstellung" Frankreich, England und die USA, wo der damalige Journalist Edgar Allan Poe in einem maßgeblichen Artikel die scheinbar intelligente Schachspiel-Maschine als Fake enttarnte.

Titel "on-time" = die Zeit, die etwas »an« (-geschaltet) ist.